Warum Kunstpoint?
„Ich zeige mit meiner Kunst was sich niemand zeigen getraut und was keiner sehen will!“
Überlebende sind tot und Tote haben Tote als Nachkommen
Jeder Krieg hat Auswirkungen für die Ewigkeit. Es genügt nicht den Schutt wegzuräumen, zwei Denkmäler aufzustellen und einfach weitermachen, als sei nichts geschehen.
Die Sieger im eigenen Land, die Kriegsgewinner und Profiteure, sind jedoch nicht interessiert, die begangenen Verbrechen (Verbrechen im Rahmen des Gesetzes) aufzudecken oder aufzuarbeiten und den Opfern, den überlebenden Opfern und deren Nachkommen die bitter benötige Hilfe zu gewähren und deren unbedingten Status als Kriegsopfer anzuerkennen.
Nichts geht weiter
Die Schlacht ist vorbei, der Krieg ist aus, die überlebenden und verwundeten Soldaten und Zivilisten kehren heim – Das Leben geht weiter! Nein! Das tut es nicht!
Das Leben geht nicht weiter
An der Front lernt man überleben aber nicht weiterleben
Wracks bleiben zurück und werden allein gelassen. Wohlgemerkt menschliche Wracks. Ein Mann, ein Frontsoldat, der jahrelang in dreckigen Erdhöhlen gehaust hat, welcher der nackten Todesangst bei Tag und Nacht ausgeliefert war, der jeden schwachsinnen Befehl bei Androhung der sofortigen Hinrichtung durch Standgericht befolgen musste, dessen Hände am Gewehr angefroren waren, der in bittersten Kälte ein wenig Fressen auftreiben musste, und der nichts anderes gemacht hat als andere Menschen zu töten, für diesen Mann geht das Leben nicht weiter. Es genügt nicht, ihn von der Armee zu entlassen das Soldbuch abzustempeln, den Karabiner abzunehmen und ihn auf Arbeitssuche in einer zerstörten Stadt loszuschicken. Mit Lumpen am Leib, denn die Uniform wurde eingezogen, das Tragen war sowieso verboten. Schutthaufen, Leichenberge, Elend, Not und Krüppel an jeder Strassenecke quer durch die Strassen, so bietet sich die Stadt dem Heimkehrer, der gegen seinen Willen zu entmenschten Handeln gezwungen wurde.
Machthaber, verbrecherische Politiker und eigennützige, willfährige Beamten und würdelose Handlanger erlegten diesen Zwang auf, den millionen und abermillionen Menschen zum Opfer fielen, zum Wohle und Genuss einzelner, der persönlichen Bereicherung, Sadismus und Lust.
Das Konzentrationslager – Absoluter Nihilismus
Ein Mensch, welcher mehrere Jahre in einem deutschen Konzentrationslager inhaftiert war und dies überlebt hat, ist weniger am Leben als ein Toter. Niemand, aber auch niemand hat auch nur ansatzweise eine Vorstellung was eine Haft in einem Deutschen KZ bedeutet. Dies sprengt jegliche Vorstellungskraft, selbst die stärkste Fantasie reicht nicht nicht aus. Dieses Erleben müssen der absoluten Grausamkeit bleibt auf Ewigkeit das Geheimnis der KZ-Insassen, ein bitteres unendlich furchtbares Geheimnis. Welche Arten und Möglichkeiten der grausamsten Folter am Körper und Geist hinter dem elektrischen Stacheldraht stattgefunden hat, ist auszugsweise an anderer Stelle ausgiebig zu Buche gebracht worden. Dennoch ist jede noch so ausführliche Schrift dazu nur die Spitze des Eisbergs, die Spitze der Nazifolter. Niemand wird jemals die gesamte Wahrheit über die Lager Ausschwitz, Buchenwald, Treblinka, Mauthausen oder wie sie auch immer heissen mögen, von denen es etwa nachgewiesen Tausend gegeben hat. Viele wurden von den Nazis spurenfrei abgerissen, so schätzen Historiker auf eine unglaubliche Anzahl von Fünftausend Konzentrationslager zwischen 1933 und 1945.
KZ ist nicht KZ
Es gab schlimme KZs und es gab schlimmere, und es gab unvorstellbar schlimme. Die allerschlimmste Kategorie wurde KL3 (Konzentrationslager Stufe 3) genannt, und dazu gehörte Mauthausen. Hier wurden Menschen eingeliefert, denen man sagte: „Sie sind hier um zu sterben“. Aus kaufmännischen Beweggründen wurden die Häftlinge nicht sofort getötet, sondern die SS presste noch das letzte Arbeitspotential aus den Insassen heraus, bis der ausgemergelte Körper zusammenbricht und abstirbt. Der tägliche Kampf, noch einen Tag leben zu können bestimmt das Bewusstsein. Im Jänner 1943 wurde ein Mann in dieses damals bereits bekannte und berüchtigte KL3 – Mauthausen eingeliefert. In seiner Akte war vermerkt: „Zur Vernichtung durch Arbeit“ Punkt! Sein Name war Franz Kalteis und war Mithäftling von Hans Marsalek. Zusammen mit noch zwei Kameraden gründeten sie eine illegale Häftlingsorganisation. Franz Kalteis überlebte den Naziwahn und rettete obendrein hunderte Kameraden zu Kriegsende vor dem Erschiessungstod. Er hörte das Schmerzgebrüll der Folteropfer, sah das Grinsen der SS-Wachen, schleppte sich vorbei an verstümmelten Kameraden, erkannte Kameraden in den meterhohen Leichenbergen, roch den Gestank verbrannten Fleisches und tat dennoch alles um Mensch zu bleiben.
Und dieser Mann war mein Onkel
Niemand kann sich vorstellen, was es bedeutet nach einem über zweijährigen Aufenthalt aus einem (österreichischen!!!) KZ befreit zu werden und nach einigen Wochen der Pflege wieder auf Arbeitssuche zu gehen. Der Staat schweigt und verweigert Hilfe und Unterstützung. Der Krieg ist zu Ende, alle sind frei und jeder soll selber schauen, wie er weiter kommt.
Wie soll man als Soldat oder KZ-Häftling überleben, wenn der Körper zerschlagen und Seele geraubt ist?
Dennoch haben diese traumatisierten Menschen nach einiger Zeit versucht einen Alltag zu erreichen, geheiratet und Kinder bekommen. Das war der einzige Fehler, den die Opfer jemals getan haben. Tote Menschen sollten keine Kinder bekommen! Denn, sie sind tot. Nach solch einer durchlebten Qual gibt es kein Weiterleben mehr. Aber an wen hätten sie sich wenden können, von wem hätten sei Rat und Beistand erhalten, wenn niemand da ist? Der Staat, der dieses Leid verursacht hat, hat sich aus seiner Verantwortung gezogen. Wir dürfen nicht vergessen, dass es der Staat war, der diese Verbrechen begangen hat und keine Bande, Mafia oder Gruppe von Kriminellen oder wie auch immer. Vom Kanzler ausgehend über Minister bis zum kleinsten Kanzleibeamten. Das waren die Verbrecher. Somit ist der Staat auch verantwortlich für seine Taten und Opfer.
Der Staat hat sich nicht geändert
Mit den Kinder der Opfer wurde eine ganze Generation an toten Kindern geboren. Denn die Geborenen der 50iger und 60iger Jahre hatten keine normalen Eltern, was auch immer man darunter versteht, nein sie hatten tote Eltern. Die gute Miene zum bösen Spiel ist nicht gelungen, denn grosse Teile dieser Totenkinder erkannten ihren Wert und ihre Stellung und handelten danach. Denn der Staat hat sich nicht geändert. Gerade diese Nachkommen mussten frühzeitig in Lohnarbeit, anstatt Unterstützung zu erhalten. Wenn sie nicht das Glück hatten frühzeitig zu sterben, mussten und müssen sie bis zu 50 Jahre arbeiten, um ohne erwirtschaftetes Vermögen in die Pfründe zu gehen.
Das Leiden der Frauen
Was soll aus Frauen und Mädchen werden, die Jahre ohne Mann oder Verlobten ihren schwierigen Alltag überlebt haben, um im Anschluss an diese schauderhafte Zeit voller Entbehrungen Freiwild für Kriegsverbrechen der widerwertigsten Art der Befreier und neuen Besatzer zu werden? Wie sollte dieser weibliche Teil der Bevölkerung nach all diesen erlittenen Qualen und ertragenen Misshandlungen zurück in ein normales Dasein finden? Die Antwort ist einfach und kurz: Gar nicht! Es ist schier unmöglich.
Was soll aus Kindern werden, deren Vater zum Töten in fremde Länder gesendet wurde. Was bedeutet es für Kinder einen Soldaten, der tötet, der getötet hat, als Vater zu haben oder gehabt zu haben?
Selbst, wenn der Mann oder Vater nach Jahren des Krieges und/oder Gefangenschaft den Weg zurück findet, so wird ein gänzlich anderer Mann die Schwelle überschreiten und seinerseits wird er ebenfalls einer anderen, einer veränderten Familie mit fremden und unbekannten Kindern entgegentreten. Nichts ist wie es war. Kranke und zerstörte Menschen stehen einander gegenüber und sollen weitermachen als sei nichts geschehen – Das geht nicht!
Kinder dieser völlig desolaten Eltern treten ein desaströses Leben an. Wie sollten diese Kinder mit diesen Voraussetzungen ein normales Leben leben. Gar nicht.
Keine Hilfe von keiner Seite
Die Kriegsfolgen sind ebenso bedeutend wie die Kampfhandlungen selbst, mit einem grossen Unterschied: Die Folgen und Schäden dauern länger bis ewig an. Die Bewohner eines Landes wie Österreich, welches innerhalb von dreissig Jahren zwei Weltkriege und einen Bürgerkrieg ertragen mussten sind nicht mehr lebensfähig. Das Volk hätte hundert Jahre Unterstützung benötigt und nicht den so ziemlich höchsten Steuersatz der Erde. Die Täter hätten aus den Ämtern gejagt werden müssen und eine neue Regierungsform hätte eingeführt werden müssen. Nichts dergleichen ist geschehen, keine Hilfe von keiner Seite, keine Betreuung, keine Unterstützung, man setzte weiter auf Verschleiss der Menschen und verbrauchte das gesamte Volk.
Nun fast hundert Jahre nachdem der Teufel die Macht ergriffen hat und die Welt in den Abgrund gestürzt hat zeigen sich die wahren und irreparablen Schäden im einst riesigen Land. Es ist winzig, unbedeutend und würde ohne Zuwanderung aussterben, was nichts anderes heisst, als dass die Österreicher nicht mehr fähig waren sich selbst zu erhalten und zu vermehren.
So kann man mit einem Volk nicht umgehen.
Meine Skulpturen: Aus Menschen wurde Abfall
Ich zeige mit meiner Kunst was sich niemand zeigen getraut und was keiner sehen will. Die menschlichen Überbleibsel, die Wracks, das totale Elend, den menschlichen Restmüll. Meine Figuren stellen das dar, was ein verbrecherischer Staat und seine Schergen dem Volk und Menschen angetan hat.